Arbeitswelt - 29.10.2025
Der Arbeitskräftemangel entspannt sich – drei Gründe, weshalb das nur vorübergehend ist
Es heisst, die Lage auf dem Arbeitsmarkt habe sich entspannt: Die Zahl der offenen Stellen nimmt ab, und die Rekrutierung von Arbeitskräften gestaltet sich wieder etwas einfacher. Tatsächlich liegen die aktuellen Zahlen des Bundesamt für Statistik (BFS) unter den Höchstwerten unmittelbar nach der Covid-Krise. Gleichzeitig steigt jedoch die Arbeitslosigkeit – was manche als Hinweis deuten, dass der Fach- oder Arbeitskräftemangel überwunden sei.
Gemäss Patrick Chuard-Keller, Chefökonom unserer Trägerorganisation Schweizerischer Arbeitgeberverband (SAV) und Mitglied des Wissenschaftlichen Think-Tanks von focus50plus, waren die Warnungen vor einem Fachkräftemangel jedoch nicht übertrieben. Dafür sprechen mindestens drei Gründe, hier in zusammengefasster Form.
1) Demografie schlägt Konjunktur
Die aktuelle Entspannung am Arbeitsmarkt ist vor allem konjunkturell bedingt. Nach dem pandemiebedingten Ausnahmezustand hat sich die Lage normalisiert, doch die Zahl offener Stellen bleibt hoch. Langfristig verschärft die Pensionierung der Babyboomer und der Mangel an inländischem Nachwuchs den Arbeitskräftemangel – die Entspannung ist also nur vorübergehend.
2) Zuwanderung hilft - aber sie kaschiert das Problem
Die Zuwanderung aus der EU hat den Arbeitskräftemangel bisher gemildert, reagiert jedoch zunehmend weniger stark auf offene Stellen. Da auch EU-Länder zunehmend vom Fachkräftemangel betroffen sind, ist ungewiss, in welchem Ausmass die Schweiz künftig auf Arbeitskräfte aus dem Ausland zählen kann. Gleichzeitig nehmen im Inland die Diskussionen über Umfang und Auswirkungen der Zuwanderung zu.
3) Es muss ein Match sein
Die steigende Arbeitslosigkeit bedeutet nicht das Ende des Arbeitskräftemangels. Offene Stellen und Arbeitssuchende bestehen oft gleichzeitig, weil Qualifikationen und Anforderungen nicht immer zusammenpassen. Das Schweizer Bildungssystem erleichtert grundsätzlich dieses "Matching", doch seit der Covid-19-Pandemie zeigen sich erste Anzeichen, dass es schwieriger geworden ist.
Erfahren Sie mehr im Beitrag von Patrick Chuard-Keller
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